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Němčina - Günter Grass - Im Krebsgang
Autor: Daniela Bednářová
Günter Grass hat Zeit seines Lebens sein erzählerisches Werk immer auch mit Zeichnungen und Grafiken begleitet, häufig mit Tierdarstellungen, die den Inhalt seiner Bücher symbolisierten. In seinem neuesten Buch ist es der Krebs, der sich vor allem durch seine merkwürdige Gangart auszeichnet. In dieser vorsichtig und seitwärts ausschlagenden Rückwärtsbewegung ("Im Krebsgang") nähert sich Grass einem heiklen Thema, nämlich dem Untergang des deutschen Dampfers "Wilhelm Gustloff", der von drei Torpedos eines russischen U-Bootes getroffen wurde. Bei dieser größten Schiffskatastrophe in der Geschichte der Seefahrt am 30. Januar 1945 unweit von Danzig kamen nahezu 10.000 Menschen ums Leben, darunter 5.000 Frauen und kleine Kinder.
Erzählt wird die Geschichte von dem eher mittelmäßigen Journalisten Paul Pokriefke, dessen Mutter zu den wenigen Überlebenden der Katastrophe gehörte und der kurz nach dem Untergang auf einem Begleitboot geboren wurde. Bei Recherchen im Internet stößt er auf eine rechtsradikale Homepage, die die Geschichte der "Gustloff" ausschlachtet und hinter der sein halbwüchsiger Sohn steckt. Damit bewegt sich Grass wie so oft in seinen Büchern zwischen den zwei Fixpunkten: dem Danzig seiner Kindheit und der politischen Gegenwart im Westen.
Die Novelle soll in knapper Form von einer "unerhörten Begebenheit", die sich wirklich ereignet hat" (Goethe), erzählen. Dies ist dem Nobelpreisträger hervorragend gelungen, er erzählt nüchtern und zielgerichtet ohne anzuklagen und ohne den schulmeisterlichen Ton, der seine letzten Bücher begleitet hat. Er knüpft mit diesem von der Kritik hoch gelobten Buch an sein frühes Meisterwerk "Katz und Maus" (1961) an. Grass spiegelt die Vergangenheit in der Gegenwart und er bringt die Problematik von Vergessen, Erinnern und Andenken zur Sprache.